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Alternativen zu Bisphenol A überwiegend hormonell schädlich

Ein Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass nur eine von 44 BPA-Substitutionskandidaten keine hormonähnliche Wirkung zeigt.



In einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) wurden 44 mögliche Alternativstoffe für Bisphenol A (BPA) für unterschiedliche Verwendungen und Produkte untersucht. 43 dieser Stoffe können demnach nicht als Ersatz empfohlen werden - entweder weil sie ebenfalls wie ein Hormon wirken könnten oder weil diese Frage aufgrund mangelnder Daten nicht abschließend geklärt werden konnte. Bisphenol A selbst findet sich zum Beispiel in den Beschichtungen von Konservendosen oder in Klebstoffen. Bis Januar 2020 wurde BPA auch als Farbentwickler in Kassenzetteln bzw. Bons aus Thermopapier eingesetzt.

Das UBA empfiehlt, Kassenzettel vorsorglich weiterhin im Restmüll zu entsorgen, da für alternative Farbentwickler wie Bisphenol S (BPS) bisher keine abschließenden Bewertungen vorliegen. Die Stoffe können sich im Altpapier verteilen und anschließend über Recyclingprodukte wie Toilettenpapier zurück zum Verbraucher und in die Umwelt gelangen.

Ziel der Untersuchung war insbesondere, für diejenigen Verwendungen von Bisphenol A - zum Beispiel als Farbentwickler in Thermopapieren, als Stabilisator in Textilfarben oder in der Auskleidung von Wasserleitungen -, für die das UBA einen besonders hohen Umwelteintrag erwartet, mögliche Alternativen zu prüfen.

 

Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse

Lediglich ein Stoff, Pergafast 201, zeigte in allen durchgeführten in vitro-Screening-Tests, die Hinweise auf eine hormonähnliche Wirkweise anzeigen können, keinen Effekt.

Bei allen anderen 43 Substanzen besteht entweder ein Anfangsverdacht auf die Beeinflussung von Hormonsystemen (33 Stoffe) oder die Datenlücken konnten im Rahmen des Projektes - durch in vitro-Tests oder Literaturrecherchen - nicht geschlossen werden (10 Stoffe).

Andere, aus Umweltsicht besorgniserregende Eigenschaften wie ein langer Verbleib in der Umwelt oder die Anreicherung dieser Stoffe in Organismen wurden nicht untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in den europäischen REACH-Prozess zur Regulierung der Stoffgruppe der Bisphenole eingebracht. Unter anderem auf Basis dieser Daten wird dort in der Diskussion mit den anderen Mitgliedstaaten und der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) entschieden, für welche Stoffe dieser Gruppe weitere Daten von den Herstellern gefordert werden, um den Anfangsverdacht auf eine hormonell schädliche Wirkung in Mensch und Umwelt abschließend klären zu können. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte unter Umständen EU-weit eine Beschränkung der problematischen Stoffe für bestimmte Verwendungen eingeleitet werden, um Mensch und Umwelt vor einer Exposition gegenüber diesen hormonell schädlichen Substanzen zu schützen.

 

Bisphenol-Verbot für Kassenzettel

In Kassenzetteln bzw. Bons aus Thermopapier wurden bislang im Wesentlichen Bisphenol A und Bisphenol S als Farbentwickler eingesetzt. Seit dem 2. Januar 2020 dürfen Thermopapiere, die 0,02 Gewichtsprozent oder mehr BPA enthalten, innerhalb der EU nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

Für andere BPA-Ersatzstoffe gilt ein entsprechendes Verbot nicht.

Nicht alle Hersteller von Thermopapieren haben ihre Farbentwickler auf BPA frei bzw. phenolfreie Produkte umgestellt. Daher sollten aus Vorsorgegründen alle Thermopapiere weiterhin mit dem Restmüll entsorgt werden. Die Entwicklung farbentwicklerfreier Thermopapiere sowie das elektronische Speichern von Kaufbelegen von Kassen anstelle der Ausgabe gedruckter Bons bewertet das Umweltbundesamt positiv.

 

Hormonelle Wirkung

Bisphenol A war eine der ersten synthetischen Substanzen, die die Wirkung des weiblichen Sexualhormons Östrogen nachahmen konnten. Da es jedoch sehr viel potentere synthetische Östrogene gibt, machte Bisphenol A eine alternative Karriere als Industriechemikalie und ist heute in vielen Produkten des täglichen Gebrauchs zu finden. So wird der Stoff u.a. in der Kunststoffproduktion als Härtungsmittel für Polykarbonate und zur Herstellung von Epoxidharzen eingesetzt.

BPA ist ein endokriner Disruptor und hat damit eine unerwünschte, hormonähnliche Wirkung auf Mensch und Umwelt; die Chemikalie wird als reproduktionstoxisch eingestuft - so reduziert der Stoff zum Beispiel die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen ebenso wie von Tieren in der Umwelt. sie steht auch unter dem Verdacht, die Entstehung bestimmter Tumore zu fördern.

 

Besonders besorgniserregender Stoff

BPA ist mittlerweile EU-weit als besonders besorgniserregender Stoff (Substance of Very High Concern, SVHC) unter REACH aufgrund seiner hormonell schädlichen Wirkung sowohl für die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt und seiner reproduktionstoxischen Wirkung identifiziert.

Die vorliegende Studie untersuchte deshalb Stoffe, die aufgrund ihrer vergleichbaren chemischen und technischen Eigenschaften BPA ersetzen können, auf ihre hormonell schädliche Wirksamkeit. BPS gilt derzeit als Hauptalternative zu BPA. Es steht jedoch ebenfalls im Verdacht, im Menschen und der Umwelt hormonell schädlich zu wirken.

Für eine Bewertung vieler anderer Ersatzstoffe gibt es erhebliche Datenlücken, die durch die Unternehmen nur zum Teil im Rahmen der Datenanforderungen der REACH-Verordnung geschlossen werden.


Zusatzinformationen:

Elke Eilebrecht, Andrea Wenzel, Matthias Teigeler, Björn Windshügel, Oliver Keminer, Laura Chachulski, Manfred Kohler:
Bewertung des endokrinen Potenzials von Bisphenol Alternativstoffen in umweltrelevanten Verwendungen.
In: Umweltbundesamt Texte; Erscheinungjahr: Januar 2020, open access.

Quelle: Umweltbundesamt, UBA

 


Aktualisiert am 12.02.2020.



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